Go.lem System salen de "Viaje"

Am 17. März gastierte im Objekt 5 (Halle) mal wieder ein hochkarätiger Musikact aus dem spanischsprachigen Raum. Der Klub an der Burg Giebichenstein hatte an diesem Abend die argentinisch-spanische Band "Go.lem System" eingeladen, um seinen Besuchern einen weiteren schweißtreibenden Tanzabend zu bescheren und sie mit dem sonnigen Temperament der Latino-Reggae-Szene Spaniens und Südamerikas in Tanzlaune zu versetzen. Go.lem System tourten bereits im letzten Jahr durch Deutschland und begeisterten u.A. die Besucher des Summer-Jam-Festivals, auf dem sie im Juli 2004 zwei Auftritte absolvierten. Aleko (Gesang) und Serge (Gitarre), die beiden Songwriter der Truppe, traten vor der Gründung von Go.Lem System bereits als Go.Lem in Argentinien in Erscheinung. Damals in Argentinien veröffentlichten sie die beiden Alben "Paradiso" (2000) und "Infierno" (2001) bis sie im Mai 2001 nach Spanien auswanderten. In Barcelona setzten sie ihr musikalischen Schaffen fort. Sie waren vor allem als Straßenmusiker aktiv und lernten dabei andere Musiker kennen, mit denen sie zusammen "Golem System" aufbauten. So formierte sich die gegenwärtige Besetzung der Band. Ihr aktuelles Album heißt "Viaje" und ist die erste gemeinsame Produktion als Go.lem System. Aleko bezeichnet die neue CD als ein Stück Plastik mit zehn verschiedenen Gefühlen, die sich in den zehn auf dem Album enthaltenen Songs ausdrücken. Das Album stellt sozusagen eine musikalische "Reise" ("Viaje") durch die Gefühlswelt der Band dar. Das Besondere an "Viaje" ist, dass es von den Jungs selbst produziert wurde, in ihren kleinen Studios zu Hause oder bei Freunden mit ihrem eigenen Equipment. "Wir haben zwar einen Distributionsvertrag für Europa, aber wir sind unser eigenes Label. Das nennt sich Trip Songs. Wir produzieren das, was wir machen - unsere eigene Musik." Der Name "Go.lem System" steht für ein "System", in dem verschiedene Persönlichkeiten kreativ miteinander verbunden sind. Jeder Einzelne bringt seine Ideen und seine Persönlichkeit in die Musik der Band ein. Das zeigt auch die Vielfalt an musikalischen Stilen, wie sie auf ihrem aktuellen Album und bei ihren Live-Auftritten zu erleben ist. Die Musik ist eine Mischung aus Latin-Reggae, Ska, Dub, Trip Hop, Drum'n'bass. Die Texte enthalten Geschichten, Ideen, Poesie und Surrealismus. Sie handeln von Leben, Liebe, Wahrheit, Lügen, Wahnsinn und erzählen über viele Dinge, die die Mitglieder der Band sehen, fühlen und denken.

Serge und Aleko verließen Argentinien wegen der dort bestehenden sozialen und politischen Situation. Für sie war es aber auch ein Abenteuer in eine neue Welt. Nano (Trompete) kannten sie bereits aus Argentinien. Den Rest der Band lernten sie in Spanien kennen. Die meisten der Bandmitglieder stammen aus Argentinien. Sie befanden sich alle in der selben Situation, als sie nach Spanien kamen. Sie bekamen eine Aufenthaltsgenehmigung für nur drei Monate und mussten sich lange Zeit ohne Papiere "illegal" in Spanien aufhalten. Die Situation hat sich mittlerweile geändert, aber das waren die Umstände, unter denen "Go.lem System" entstand.
 
Als sie in den Straßen Barcelonas gemeinsam Musik machten, trafen sie auf Manu Chao und schenkten ihm eine CD mit ihrer Musik. Das war der Anfang einer fruchtvollen Zusammenarbeit. Sie trafen sich im Studio, machten Jam Sessions zusammen und traten gemeinsam bei Festivals auf. Wie bei einem gemeinsamen Auftritt auf einem Benefiz-Festival, das anlässlich der Ölkatastrophe an der spanischen Nordwestküste in Chapapote 2003 stattfand, bei dem Manu Chao den Gitarrenpart übernahm und auch einige seiner Lieder sang. "Manu Chao ist sehr offen und wir sind glücklich, zusammen mit Ihm Musik zu machen", sagt Aleko.


 

Go.Lem System ist eine weitere Kombo aus dem Umfeld von Manu Chao und dem von ihm initierten Colifata-Projekt. Colifata ist ein Zusammenschluss alternativer Bands aus Barcelona. Ein Teil des Erlöses aus den Colifata-Konzerten und dem von ihnen zusammengestellten Colifata-Sampler kommt dem Borda-Krankenhaus in Buenos Aires zu Gute. Auf dem Sampler sind neben Go.lem System unter Anderem Che Sudaka, Alcohol Fino (die in diesem Jahr auch schon im Objekt 5 zu Gast waren und dort am 4.Mai einen weiteren Auftritt haben - Alcohol Fino im Objekt 5) und andere Bands der spanischen Mestizo-Patchanga-Musikszene vertreten. Das Musikprojekt entwickelte sich in Anlehnung an das Radioprojekt "Radio Colifata", das seit mehr als zehn Jahren einmal wöchentlich drei Stunden lang aus dem Psychiatrischen Krankenhaus sendet. Die im Krankenhaus Untergebrachten können sich mit Hilfe dieses Projektes als gesellschaftliche Randgruppe Gehör verschaffen. Das gilt auch für die Colifata-Musiker, die sich aufgrund ihrer gesellschaftlichen Situation keine wirkliche öffentliche Stimme haben und über die Musik auf sich aufmerksam machen.
 
So haben sich viele Bands, die sich in einer ähnlichen sozialen Situation befinden, zu einem Gemeinschaftsprojekt zusammengeschlossen. Die selbstproduzierten CDs werden von den Musikern ohne Vertriebsumwege direkt an die Fans verkauft. "Wir wollen mit unserer Musik unabhängig sein und selbst entscheiden können, was wir tun wollen. Wir entscheiden alles innerhalb der Band. Das ist besser als irgendeinen Boss zu haben, das wäre in unserer Band nicht möglich", erzählt Aleko. Nach der Deutschland-Tour gings weiter in die Schweiz, nach Frankreich, Holland und England. Dann wollen sie ihr nächstes Album produzieren, dass im Sommer 2006 erscheinen soll. "Es ist toll, jeden Abend in verschiedenen Städten vor verschiedenen Leuten zu spielen. Das schweißt uns als Band zusammen und wir lernen viel dazu. Wir haben ein starkes Feedback von den Leuten, das macht uns glücklich."
 
Tobias Kirchner

Go.lem System-"Viaje"-Jingle
Ein kurzer Mix mit ausgewählten
Songs vom Album "Viaje".